top of page

POSITIONEN / VERFÜHRUNG AUS DEM SERAIL

Theater Bremen 2019

„Der Orient ist für mich bunt, ist laut, ist tief, ist Sehnsucht, fremd und gleichzeitig ganz nah. Ein Ort, der mich irgendwie magisch anzieht.“ (Stimme einer Zuschauerin) --- Das Serail, in das Mozart in seinem Singspiel das Publikum entführt, ist dem Begriff nach eigentlich nur ein Palast. Für viele KünstlerInnen zu Mozarts Zeit war es jedoch der Inbegriff des Orientalischen schlechthin – gleichermaßen Schreckensphantasie wie Sehnsuchtsort. Nach wie vor zählt "Die Entführung" aus dem Serail im deutschsprachigen Raum zu einer der meistgespielten Opern. Doch wieviel hat dieses Singspiel mit uns und unseren persönlichen Bildern des Orients zu tun? Wie aktuell sind die Fragen, die es stellt, wie unterschiedlich die Antworten – je nach Herkunft und Perspektive? Dem geht die Regisseurin Vendula Nováková in ihrem dokumentarischen Musiktheaterprojekt auf den Grund und hat BremerInnen zu ihrem persönlichen „Serail“ befragt. Im Vorfeld zu diesem Abend wurden Konzerte veranstaltet: SängerInnen aus dem Musiktheaterensemble und das Team wurden in Privathaushalte, Bürgerzentren und Kirchen eingeladen, trafen auf ein Publikum unterschiedlicher Kulturen. Sie haben von Mozarts Entführung erzählt, sie besungen und sieben Fragen an das Werk gestellt, die die ZuschauerInnen im Anschluss in Einzelinterviews beantworten konnten. Diese auf Tonband aufgenommenen Gedanken und Positionen der BremerInnen bilden die Grundlage für eine diskursive Neufassung der Entführung: Der Komponist Daniel Moreira collagiert und verarbeitet Mozarts Singspiel mit dem gewonnenen Audio-Material zu einem Stück dokumentarischem Musiktheater, das in der Inszenierung von Vendula Nováková – und in intimer Atmosphäre einer Probebühne – zur Uraufführung kommt.

bottom of page